Da ich fast täglich Fragen zu defekten Druckspeichern habe, hier mal eine genaue Erklärung.
Der Defekt des Druckspeichers ist in 99% der Fälle ein „schleichender“ Defekt, der sich über viele Kilometer erst bemerkbar macht und meist keine eindeutigen Fehler hinterlegt.
Kein Druckspeicher hat das ewige Leben. Im Anhang sind auch noch Schnittbilder des Teils.
Der Druckspeicher enthält eine Stickstofffüllung (N) welche mit zunehmenden Alter entweicht, weil die Membran im inneren des Druckspeichers undicht wird.
Ein sicheres Anzeichen für entwichenen Stickstoff (N) ist „milchiges“ teils schäumendes Öl im Vorratsbehälter der Schaltung. Hier muß es noch lange nicht zur beeinträchtigung der Schaltung kommen.
im weiteren Verlauf des defekts kommt es dazu, das die Schaltung teilweise Gänge auswirft und in „N“ schaltet. Weiterhin springt die Hydraulikpumpe in kurzen Abständen nur ganz kurz an. (1-2 sek.)
Am Diagnosegerät wird nun oft der Fehler: „Relais angesteuerte Pumpe“ hinterlegt. Dieses funktioniert aber, weil die Pumpe ja läuft. Dies ist das zweite sichere Anzeichen für einen defekt des Druckspeichers.
Ein weiteres Indiz ist, das der Druck sofort zusammenbricht und deswegen die Pumpe sehr oft ganz kurz anläuft. Weiterhin sind Drücke abzulesen die völlig unmöglich sind. Viele F1 und Selespeed Systeme arbeiten z.B. mit einem Druck von 45 – 55 bar. Ist nun der Druckspeicher defekt, dann stehen im Parameter „Druck Hydraulikkreis“ auch mal 60 oder 70 bar. Diese sind aber physikalisch überhaupt nicht vorhanden.
Weiterhin ist ein Ölverlust bemerkbar, dies liegt daran das Hydrauliköl hinter die Membran läuft bis sich der Druck vollkommen ausgeglichen hat, dann geht gar nichts mehr an der Schaltung und es kommt zu unkontrollierten Betriebszuständen. („klackern“ der Stellantriebe, unkontrolliertes schalten auch bei abgestellter Zündung usw.)
Die Druckspeicher für alle F1 / Selespeed Systeme u.a. können bei mir käuflich erwoben werden.
Ein Austausch der gesamten Hydraulikanlage, wie von vielen Werkstätten favoritisiert, ist vollkommen unnötig.
Ein Folgeschaden des defekten Druckspeichers ist oft eine vorzeitig verschlissene Hydraulikpumpe, denn diese sind absolut nicht auf diese Belastung ausgelegt. Das starten der Pumpe alle 10 sek. für 1-2 sek, ist der Tod jeder Pumpe. Vorallem wenn der Druckspeicher dann restlos defekt ist, dann kommt es zum „open loop“ d.h. die Pumpe könnte permanent laufen… bis sie durchbrennt bzw. die Sicherung rausfliegt.
Die Ergebnisse davon sind in der Bildergalerie auf www.f1-hydraulik.de zu sehen.
So sieht ein aufgeschnittener Druckspeicher aus. Bei einem defekten Druckspeicher ist die gesamte Kammer dann voller Öl und das fehlt dann logischerweise.
So hier noch ein paar gut gemeinte Sicherheitshinweise zum Tausch des Druckspeichers.
Zum Tausch des Druckspeichers UNBEDINGT den Speicherdruck abbauen lassen. (via Diagnose oder Fahrzeug ca. 24h – 48h mit abgeklemmter Batterie stehen lassen. Bei einem vollständig defekten Druckspeicher kann der Druck nicht mehr entweichen, daher ist beim abbauen größtmögliche Vorsicht walten zu lassen. Sonst gibt das eine große Sauerei in der Werkstatt. Ich empfehle ausreichend Lappen etc. um den, mit 1 Umdrehung gelösten, Druckspeicher zu wickeln und den mit 2 Fingern seitlich abzudrehen. Nie hinten am Druckspeicher anfassen, denn falls dieser „durchstartet“ kann es erhebliche Verletzungen geben. Und nie ohne vorherigen (zumindest versuchten) Druckabbau abschrauben. Selbst Drücke über 10 bar können erheblichen Schaden verursachen.
Ich hoffe ich konnte wieder ein paar Unklarheiten beseitigen…
noch Fragen dazu??? Ich beantworte sie wie immer gern….
Gruß Belli
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